Der Artikel stellt einen Bericht über das klinische Ergebnis der Rekonstruktion der Harnröhre mit Tissue-Engineering Produkten aus kultivierten Schleimhautzellen dar.

Es wurde systematisch nach Studien gesucht, die über den Einsatz von Tissue-Engineering-Techniken für Hypospadie und Reparatur der Harnröhrenstriktur beim Menschen im Zeitraum von Januar 1990 bis Juni 2018 berichten. Studien wurden ausgeschlossen, die auf Artikeln basierten, die eindeutig nicht mit dem Thema zusammenhingen, Studien, in denen Tissue-Engineering-Biomaterial nur in Labor- oder Versuchstieren und in Abwesenheit autologer kultivierter Epithelzellen verwendet wurde. Studien wurden auch ausgeschlossen, wenn sie nicht in englischer Sprache veröffentlicht waren, keinen Krankheitshintergrund und keine angemessene Nachbeobachtung hatten. Schließlich wurden alle relevanten Zusammenfassungen durchsucht, die auf zwei der wichtigsten urologischen Tagungen in den letzten 10 Jahren präsentiert wurden: Europäische Gesellschaft für Urologie (EAU) und Amerikanische Urologische Gesellschaft (AUA).

Ergebnisse: Insgesamt sechs Artikel, die über die klinische Anwendung von Tissue-Engineering-Techniken beim Menschen berichten, wurden in diesem Review vollständig überprüft, darunter auch die Arbeit von Dr. med. Gouya Ram-Liebig, die mit einer Gruppe weiterer Wissenschaftler in 2017 die Ergebnisse von 99 Patienten nach Urethroplastie bei der Harnröhrenstriktur publiziert hatte.

Die Epithelzellen wurden aus der Harnröhre (10 Patienten), der Blase (11 Patienten) und dem Mund (104 Patienten) entnommen. Die Tissue-Engineering-Transplantate wurden bei Kindern in 16 Fällen zur primären Hypospadie-Reparatur und bei Erwachsenen in 109 Fällen zur Reparatur von posterioren und anterioren Harnröhrenstrikturen eingesetzt. Es zeigte sich, dass Tissue-Engineering-Transplantate bei Kindern für die primäre Hypospadie-Reparatur besser funktionierten als bei Erwachsenen für die Reparatur von Harnröhrenstrikturen.

Zellen der Mundschleimhaut erwiesen sich als ebenso wertvoll für die Züchtung von Harnröhrenersatz wie Zellen der Harnröhre, dies ergab sich aus einem Vergleich der Fähigkeit zur Zellteilung und -vermehrung sowie der Anwesenheit von Stammzellen der Haut. Aus klinischer Sicht ist die Mundschleimhaut jedoch wesentlich leichter zugänglich. Die Biopsie unter einfacher Lokalanästhesie ist einfach, nicht invasiv und für den Patienten schmerzfrei. Die Harnröhrenschleimhaut ist schwieriger zugänglich und kann schmerzhaft sein.

Die Verwendung der Tissue-Engineering-Mundschleimhaut stellt insgesamt heute eine echte, sichere und effiziente Möglichkeit für Patienten mit Harnröhrenstriktur-Erkrankungen dar.

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*Barbagli G, Heidenreich A, Zugor V, Karapanos L, Lazzeri M. Urothelial or oral mucosa cells for tissue-engineered urethroplasty: A critical revision of the clinical outcome. Asian J Urol 2020:7;18-23