Anatomisch wird das Betätigungsfeld des Augenarztes im vorderen Bereich durch die Lid- und Gesichtshaut eingegrenzt, hinten bilden die Knochen der Augenhöhle die Grenze. Dadurch, dass der Ophthalmologe heute über die technischen Möglichkeiten verfügt, sowohl auch die Sehbahn als auch die Sehrinde zu untersuchen, reichen seine Einblicke bis an die Rückseite des Schädels heran.
Die Ophthalmologie hat mehrere enge Schnittstellen zur Dermatologie, zur Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und zur Neurologie. Tatsächlich sind unsere Augen sehr häufig an anderen Erkrankungen mitbeteiligt, denken Sie zum Beispiel an die hohe Lichtempfindlichkeit bei Migräne. Mit den Augen steht dem Arzt lebendes Gewebe zur Verfügung, dass er einfach mikroskopisch untersuchen kann. Aus diesem Grunde dienen ophthalmologische Befunde oftmals der Diagnosefindung für die Innere Medizin oder für die Neurologie (Neuroophthalmologie). Die moderne Ophthalmologie erfordert kostspielige und technisch aufwendige apparative Ausstattungen. Dazu gehört vor allem die Spaltlampe. Sie ist ein Stereomikroskop mit einer sehr speziellen Steuer- und Beleuchtungsmechanik.
Zwar stehen dem Augenarzt heute hoch entwickelte und zugleich hochwirksame Medikamente für eine Therapie zur Verfügung, dennoch gehört die Augenheilkunde zu den chirurgischen Teildisziplinen. Die Katarakt-Operation beim „grauen Star“, das ist die altersbedingte Linseneintrübung, ist der am häufigsten durchgeführte Eingriff der Augenheilkunde und in der Summe zugleich auch die kostenträchtigste Operationsmethode weltweit.
Historische Entwicklungen der Augenheilkunde
Ungefähr schon 3.800 Jahre alte Handlungsanweisungen zu Augenoperationen fand man auf den Gesetzestafeln des Hammurapi, König von Babylonien. Ägyptische augenheilkundliche Therapieanweisungen von Spezialärzten für Augenbehandlungen aus der Periode von 2500 bis 500 v. Chr. wurden seinerzeit auf Papyrus festgehalten. Alexandria war von 280 v. Chr. bis 200 n. Chr. das medizinische Zentrum der vorderorientalischen Welt insgesamt, was durch die alten Rezeptsammlungen zur Behandlung häufiger Augenleiden belegt ist. Auch in den altgriechischen Werken von Hippokrates findet man mehrere Hinweise auf ophthalmologische Therapien. Im antiken Rom wurden nachweislich ebenfalls Verletzungen oder Erkrankungen der Augen behandelt. Wichtige Meilensteine bei der Entwicklung der Augenheilkunde waren seit Mitte des 20. Jahrhunderts diese:
- Entwicklung der Intraokularlinse
Sie machte die sogenannte Starbrille überflüssig. - Entdeckung der Sonnenlichtkoagulation
Sie gilt als Vorläufer der Laserkoagulation und wurde 1949 von Gerhard Meyer-Schwickerath entwickelt. Beide Methoden dienen zur Behandlung einer diabetischen Retinopathie. Aufgrund dieser Behandlungsmethoden konnte die Erblindungsrate bei Diabetikern immerhin auf unter zehn Prozent der früheren Fallzahlen abgesenkt werden. - Entwicklung der Vitrektomie
Durch die Entfernung des Glaskörpers können viele Erkrankungen, die früher sicher zur Erblindung führten, heute behandelt werden. - Einführung der Okklusion
Hierbei handelt es sich um ein zeitlich begrenztes, gegebenenfalls wechselseitiges Abdecken eines Auges, was zum Beispiel als Prophylaxe der Amblyopie angewendet wird, das ist eine sehr früh erworbene, funktionale Sehschwäche, die auch in einem Zusammenhang mit dem Schielen stehen kann.
Heute werden in der refraktiven Chirurgie immer mehr elektronisch gesteuerte Lasersysteme eingesetzt. Diese spielen auch bei der Netzhaut-Diagnostik oder bei der Untersuchung und Behandlung der Sehnerven eine wichtige Rolle (optische Kohärenztomografie).